Studienauftrag juriert: Sanierung und Erweiterung Schulhaus Meistersrüte, Appenzell


ARGE mit Dominik Sutter Architektur und Monika Pearson Landschaftsarchitektur, 2022
Visualisierungen von PYXEL GmbH


Im Rücken ein grüner, steil abfallender Hang, als Aussicht das ganze Panorama des Alpsteins. Die Primarschule und der Kindergarten Meistersrüte sitzen auf einem Plateau an zentraler Lage des Ortes. Einst umgeben von nahezu rein landwirtschaftlich genutzten Weiden, siedelt sich heute in der nahen Nachbarschaft ein Gewerbe- und Wohnquartiere an. Die Aussenräume werden vermehrt durch Strassen und Gebäuden getrennt, die zusammenhängenden Grünzüge zunehmend unterbrochen. 

Ortsbaulicher Gedanke

Die Intervention soll die vorhandene topografische und gebaute Nachbarschaft berücksichtigen und die verloren gegangene Durchlässigkeit wieder herstellen. Das ergänzende Volumen gliedert sich selbstverständlich und mit einer angemessenen Grösse in die vorhandene Struktur ein. Der Neubau und die Schulhauserweiterung vervollständigt die zwei bestehenden Schulhausflügel zu einem Ensemble, schafft eine Differenzierung der Volumen und gliedert sich in die feingliedrige Körnung von Meistersrüte ein. Die Setzung des Neubaus bewirkt eine diverse Zonierung der Aussenräume und eine Vernetzung des Areals mit der Nachbarschaft. Die Bepflanzungen fördern eine biodiverse Umgebung, welche die Schüler, Bewohner und Gäste in ihren Aktivitäten begleiten.


Aussenraum und Umgebung

Meistersrüte soll ein gemeinschaftliches Zentrum erhalten. In diesem können sich alle Generationen treffen und in der qualitätsvollen Umgebung verweilen. Mit der zunehmenden Verdichtung werden die definierten Freiräume immer wertvoller. Zusammen mit den charakteristischen Gebäuden sind sie wichtig für die Identität des Ortes.
Der Familienspielplatz bietet unter der schützenden Baumkrone Platz für generationenübergreifende Begegnungen und interessanten Naturerfahrungen. Gleichzeitig vermittelt der raumbildende Grossbaum ein Gefühl der Ankunft im Schulareal für die Schüler. Analog formt der öffentliche Platz vor dem Neubau eine würdige Ankunft und Adressierung des neuen Mehrzweckgebäudes. Durch die Verlegung des Trottoirsgelangen die Schüler, Kinder und Besucher sicher zu den Gebäuden. Kindergarten, Schule und Mehrzweckgebäude sind räumlich getrennt und haben ihre eigenen Adressen. Jedoch öffnen das neue und alte Bauvolumen einen neuen Schulhof mit verbindenden Qualitäten.
Der untere Schulplatz mit dem Allwetterplatz und Spielwiese wird durch die Neupflanzung von Wildhölzern und Ruderalflächen aufgewertet. Ein weiterer Grossbaum schafft Identität und Atmosphäre auf dem unteren Pausenplatz. Dieser bleibt weitgehend Verkehrsfrei. Die Autoparkplätze und der gedeckte Velostellplatzfinden entlang der nördlich liegenden Quartierstrasse Platz.

Sanierung – Arbeiten mit dem Bestehenden

Die bestehende Bausubstanz ist wertvoll. Nicht nur ökologisch ist es sinnvoll mit dieser zu arbeiten, sondern auch gestalterisch und kulturell. Die Schulhausgeschichte wird aufgenommen und weitererzählt. Die vorhandenen Räumlichkeiten sollen bestmöglich ausgenutzt und geordnet werden. Der Ostflügel kann durch die punktuellen Interventionen optimiert werden. Durch einen ergänzten Liftgelangt gelangen die Personen IV gerecht in sämtliche Haupträume. Ein Dachausbau ermöglicht ein zusätzliches Klassenzimmer mit Gruppenraumbereich, verhelft zu einer Beruhigung der Dachlandschaft und stärkt zusammen mit einer Fassadenertüchtigung die Individualität der Gebäude. Der Westflügel, der zum ursprünglichen Schulhaus aus dem Jahr 1964 gehört, kann durch eine Sanierung an die heutigen Bedürfnisse angepasst werden. Durch neue räumliche Strukturierungen im Bereich der Klassenzimmer und Gruppenräume, können die zeitgemässen Standards und pädagogischen Ansprüche berücksichtig werden. Die Räume erlangen durch ihre Diversität an Attraktivität und die einprägsamen Elemente wie die unterschiedliche Materialität, Ausstattung, Mobiliar und räumliche Gegebenheiten können verstärkt und unterschiedlich behandelt werden. Die Heizung mit fossilen Brennstoffen kann durch eine Wärmepumpe und einer integrierten-PV Anlage auf den Dächern des Neubaus und des Ostflügels ersetzt werden. Der Speicher und die haustechnischen Anlagen finden im grossen, bestehenden Keller Platz.



Mehrzweckgebäude

Der rücksichtsvolle und kompakte Repräsentant von Meistersrüte steht unabhängig, eigenständig und durch seine Form und Dimensionen angemessen beim Schulhausarrangement. Durch den Rückbau des Kindergartens und einem Teil des Schulhauses kann sich das Mehrzweckgebäude neu orientieren und sich individuell entfalten und entwickeln. Er fasst die spezifischen Aussenräume für den Kindergarten und den öffentlichen Platz. Er gliedert sich durch sein Verhältnis von Öffnungen zu Wandflächen an den benachbarten 1960 er Jahre Schulhausbau ein und wirkt durch seine hochformaten Fenster öffentlich und elegant. Das heterogene Schindelkleid hüllt ihn in ein vertrautes Kleid ein. Durch die Rundungen und die feine Massstäblichkeit der Schindeln entsteht eine behagliche Atmosphäre rund um den Kindergarten und den Mehrzweckraum. Der Kindergarten ist im Erdgeschoss mit direktem Zugang zum geschützten Aussenraum angesiedelt. Der separate Eingang hilft den Kleinsten sich zu orientieren und schafft ein aufgehobenes Ankommen. Die räumliche Unterteilung spiegelt sich auch im Innenraum wider. Die Kindergartenstube ist durch das Mobiliar zur Puppen- und Baunische getrennt und entlang der Fenster finden sich weitere Bereiche, in denen sich die Jüngsten verweilen können und stets den Blick in’s Grüne und die wertvolle Naturnähe haben.
Zum Mehrzwecksaal gelangt man über den würdigen öffentlichen Platz. Der nördlich liegende Eingangrichtet sich nach den externen Besuchern und kann über den Hof von den Schülern erreicht werden. Der Mehrzwecksaal gestaltet sich entsprechend seines Namens. Die Galerie kann eine Mehrfachnutzung zum gleichen Zeitpunkt unterbringen. Zudem ist sie mit dem überhöhten Saal ein räumlicher Mehrwert für das multilaterale Gebäude. Durch die Positionierung der Bistroküche und der niedrigeren Raumhöhe wird der Saal von einem Foyer begleitet, welches eine visuelle Verbindung mit dem Vorplatz mit sich bringt. Die Ausrichtung des Gebäudes zu den Bewohnern von Meistersrüte wird auch durch die steilere Dachneigung zum öffentlichen Platz hin gefestigt. Analog den Schulhausbauten zum Schulhausplatz. Alle Innenräumekönnen unabhängig voneinander oder gleichzeitig und offen benutzt werden. So ist das Mehrzweckgebäude für sämtliche öffentliche Veranstaltungen, Versammlungen, Konzerte und Vereinsanlässe gewappnet oder aber auch für den erweiterten Schulunterricht, die stillen Lesestunden, die musischen Lektionen oder für erweiterte Kindergartenaktivitäten nutzbar.